Reptilien haben einen relativ geringen Energiebedarf, benötigen also weniger Nahrung als Säugetiere. Daher ist es umso wichtiger, dass die Nahrung alle notwendigen Nährstoffe enthält. Dazu gehören auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Zusätzlich zu hochwertiger Nahrung müssen diese Stoffe ergänzt werden, was sich bei Kenntnis der Bedürfnisse und richtiger Anwendung der Präparate jedoch als problemlos darstellt.
Die wichtigste Ergänzung ist Kalzium. Kalzium ist ein Mineralstoff und unabdingbar nicht nur für die Knochen- und Eischalenbildung, sondern wird auch ständig für lebensnotwendige Prozesse wie Muskelkontraktionen und Nervreizweiterleitungen benötigt.
Dem Körper sollte Calcium im richtigen Verhältnis zu Phosphor zugeführt werden (etwa 1,6-2:1). Von ausgewachsenen Wirbeltieren und extrem kalziumhaltigen Pflanzen (z.B. Kresse etc.) abgesehen, ist der Calciumanteil in der Nahrung allerdings sehr gering. Vor allem die üblichen Futterinsekten führen ohne Zusatz zwangsläufig zu einem Kalziummangel. Auch in der Natur nehmen die Tiere zusätzliches Kalzium auf, welches auch in der Gefangenschaft angeboten werden muss. Zwar ist Kalzium auch in den meisten Vitamin- und Mineralstoffpräparaten enthalten, jedoch nicht in ausreichender Menge. Stattdessen sollte Sepiaschulp zur freien Verfügung angeboten werden (alternativ bieten sich auch gekochte und zerstoßene Schneckenhäuser oder Eierschalen an, doch werden diese meist nicht so gut verwertet). Sepiaschulp (oder "Sepiaschale") ist ein "Knochen" vom Tintenfisch (Sepia), der zu etwa 30% aus Calcium besteht, leicht verdaulich ist und meistens gerne angenommen wird. Erhältlich ist er im Zoofachhandel/Internet (Vogelbedarf) oder in der Tierarztpraxis. Er lässt sich sehr leicht bröseln oder pulverisieren. Gelegentlich kann das Pulver über die Nahrung gestreut werden, Krümel können in einer Schale angeboten werden oder bei Landschildkröten auch einfach der ganze Schulp im Stück.
Insbesondere wachsende oder weibliche Tiere sollten stets Zugang dazu haben.
Damit Kalzium vom Körper verwertet werden kann, ist Vitamin D3 notwendig. Ohne dieses kommt es trotz ausreichender Kalziumversorgung zu schweren Stoffwechselstörungen. Vitamin D3 kann zwar teilweise über entsprechende Präparate (siehe unten) zugeführt werden, kann und muss aber vorrangig vom Tier selbst gebildet werden. Hierfür ist ausreichende UVB-Bestrahlung notwendig. Lesen Sie hierzu die Informationsseite zur Beleuchtung.
Fehlt es an Kalzium, versuchen die Tiere häufig den Mangel durch die Aufnahme von Bodengrund zu kompensieren, natürlich ohne Erfolg. Stattdessen kommt es zu schweren Verstopfungen. Daher darf das Kalzium auch niemals im Bodengrund liegen. Sowohl Vogelsand als auch der bedauerlicherweise noch gelegentlich im Zoofachhandel angebotene "Kalziumsand" sind für das Terrarium also völlig ungeeignet.
Vitamine sind, wie der Name schon vermuten läßt, lebensnotwendig. Sofern sie nicht vom Körper selbst gebildet werden können, müssen sie über die Nahrung aufgenommen werden. Durch das eingeschränkte Futterspektrum in der Gefangenschaft also auch ein Vitaminpräparat verwendet werden (siehe unten).
Eine Überversorgung mit Vitaminen (Hypervitaminose) kann übrigens ähnlich schädlich sein wie eine Unterversorgung (Hypovitaminose), ist jedoch bei sachgemäßer Anwendung der Präparate ausgeschlossen.
Es gibt wasserlösliche Vitamine (B und C), die bei Überschuß einfach über die Nieren ausgeschieden werden können und fettlösliche (A,D,E und K), die gespeichert und langsam abgebaut werden.
Mit Vitamin C und B gibt es daher (im Allgemeinen) nur bei einem Mangel Probleme.
Dies kann beispielsweise bei der Fütterung fischfressender Schlangen, wie Strumpfbandnattern, mit aufgetautem, gefrorenem Fisch geschehen. Wird Fisch gefroren, so verringert sich nicht nur der Vitamingehalt, es steigert sich auch die Thiaminaseaktivität. Thiaminase ist ein Enzym, das das Thiamin, ein B-Vitamin, zerstört. Bei diesen Schlangen kann es dann zu Koordinationsstörungen und anderen neurologischen Ausfallserscheinungen kommen, denn B-Vitamine sind unter anderem wichtig für ein funktioniernedes Nervensystem. Also sollte nur lebender bzw. frischtoter oder vitaminisierter Fisch verfüttert werden.
Fettlösliche Vitamine jedoch können Probleme bereiten, wenn diese in zu hohem Maße zugeführt werden. Ein Beispiel ist das Vitamin A, das normalerweise aus seinem Provitamin Beta-Carotin, das in Pflanzen vorkommt, gebildet wird. Vitamin A ist unter anderem wichtig für die Bildung von Epithelien, wird also für die Augen und die Haut benötigt. Bei einem Mangel kommt es zu Häutungsschwierigkeiten und Blindheit. Bei einer Vitamin A-Vergiftung jedoch kann es zu Hautablösungen und Nierenschäden kommen, da deren Röhrchen zu stark verhornen. Werden Landschildkröten beispielsweise irrtümlicherweise hohe Mengen Vitamin A injiziert (über die Nahrung besteht kaum Gefahr), kann dies tödliche Folgen haben.
Vitamin D, das den Calciumspiegel im Blut erhöht, ist wichtig, damit die Knochen gut mineralisiert werden können. Bei einer Vitamin D-Überdosierung mangelt es an Calcium und die Knochen werden wieder entmineralsiert. Auch hier sollte also eher die natürliche Bildung von Vitamin-D (siehe auch UV-Licht) gefördert werden und Vitamin-D2 haltige Nahrung (z.B. Pilze) verfüttert werden. Bei insektivoren Echsen allerdings empfiehlt sich die regelmäßige Verwendung eines guten (!) Vitamin-Mineralstoffpräparaten (siehe unten).
Das empfohlene Vitamin-Mineralstoffpräparat Korvimin
Die im Zoofachhandel angebotenen Präparate sind meist zu niedrig dosiert oder ungünstig zusammengesetzt. Oft stimmt die angegebene Zusammensetzung nicht mit der tatsächlichen überein. Anders ist dies bei Korvimin ZVT+Reptil, welches nach Arzneimittelstandards hergestellt wird. Neben der seit Jahrzehnten immer weiter optimierten Zusammensetzung hat es sehr gute Hafteigenschaften am Futter und wird von den Tieren hervorragend akzeptiert. Neben allen wichtigen Vitamine, Spurenenlementen und Mineralstoffen ergänzt es auch die in der Nahrung mangelnden Aminosäuren. Ich selbst verwende es auch bei eigenen Tieren erfolgreich seit über 25 Jahren.
Da die angebotenen Packungsgrößen für den durchschnittlichen Halter ökonomisch unpraktisch sind, können Sie Korvimin in 50g Dosen in der Praxis erhalten (6,50 € inkl. MwSt.); auf Anfrage natürlich auch in größeren Mengen.
Weitere Informationen zu Korvimin finden Sie auf der Herstellerseite:
Die Anwendung von Vitamin-Mineralstoffpräparaten
Grundsätzlich gilt: Zusatzspräparate gehöner niemals ins Trinkwasser! Zum einen kann dies die Flüssigkeitsaufnahme der Tiere verringern, was sich langfristrig schlecht auf die Gesundheit auswirkt. Zum anderen sind Vitamine lichtempfindlich und können in einer Wasserschale schnell an Wirksamkeit verlieren.
Wegen der begrenzten Haltbarkeit empfiehlt sich eine Bevorratung jeglicher Vitaminpräparate für maximal 9 Monate. Die Lagerung sollte kühl und dunkel erfolgen.
Insektenfresser: Futterinsekten sollten stets, bei jeder Fütterung, mit Korvimin eingestäubt werden. Hierfür wird eine kleine Menge ("Messerspitze") des Pulvers in ein leeres Behältnis (z.B. saubere und trockene Heimchendose) gegeben und die zu verfütternden Insekten hinzugesetzt. Nach kurzem Schütteln sind diese weiß eingestäubt und sollten dann sofort, am besten gezielt und einzeln, verfüttert werden. Ein Umherlaufen der Futtertiere im Terrarium ist zu vermeiden, da sie sich sonst vom Pulver befreien können. In seltenen Fällen nehmen die Echsen eingestäubte Futtertiere ungern an. Dann gilt: Hunger ist der beste Koch! Ansonsten kann auch immer (auch zusätzlich zum Einstäuben) die "gut-loading"-Methode ("Darmfüllen") angewandt werden. Hierbei werden den Futtertieren, die sonst natürlich gut mit frischer Nahrung versorgt sein sollten, einige Stunden vor dem Verfüttern alles Feuchtfutter und Wasser vorenthalten werden. Bietet man ihnen dann einen Brei aus Korvimin und Wasser an, nehmen die durstigen Insekten diesen gierig auf. Auf diese Weise sind sie auch innerlich präpariert.
Lesen Sie auch die Informationsseite zur Fütterung von Insektenfressern.
Schlangen: Schlangen fressen in der Regel ganze Wirbeltiere und sind somit mit allen Nährstoffen versorgt. Ein Zusatz ist im Allgemeinen nicht notwendig. Voraussetzung ist natürlich die richtige Wahl und Qualität (Entwicklungszustand, Ernährungszustand und Frische) der Futtertiere. Ausnahmen können z.B. fischfressende Arten bilden; für diese erhalten Sie in der Praxis eine hochdosierte Thiaminlösung.
Lesen Sie auch die Informationsseite zur Fütterung von Schlangen.
Pflanzenfresser: Pflanzenfresser, die eine sehr abwechslungsreiche und ausgewogene Auswahl an Nahrung erhalten, ausreichend UVB-Bestrahlung (ggf. Freilandhaltung) bekommen und Kalzium (Sepiaschulp) zur Verfügung haben, benötigen keine Ergänzung. Die geringe Zugabe einer Prise des Präparates kann jedoch insbesondere bei eingeschränkter Pflanzenauswahl sinnvoll sein.
Lesen Sie auch die Informationsseite zur Fütterung von Pflanzenfressern.